Ein Drittel der Auszubildenden beendet die Ausbildung bereits während der Probezeit. Ein weiteres Drittel noch im ersten Ausbildungsjahr.

Bilden auch Sie Azubis aus? Wie viele davon sind nach dem ersten Quartal immer noch in Ihrem Unternehmen? Oder hat Ihr Unternehmen Ausbildung bereits aufgegeben, weil sie viel Aufwand und wenig Ertrag bringt?

Die Gründe für eine vorzeitige Auflösung sind vielfältig und komplex. Doch weshalb ist die Zahl gerade in den ersten Wochen und Monaten so hoch?

❗️ Wunsch vs. Wirklichkeit: Sowohl Arbeitgeber wie auch Azubi gehen mit Erwartungen an den Start. Plötzlich stellen sie fest, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen.

Hatte der Auszubildende Vorstellungen von der Ausbildung und dem Beruf, die nicht mit der Realität übereinstimmen?

Aufgrund des Nachwuchsmangels nimmt ein Unternehmen auch eher einen Auszubildenden, der für diesen Beruf nicht geeignet ist.

Mit einem Betriebspraktikum als berufsvorbereitende Maßnahme können vor Beginn einer Ausbildung die gegenseitigen Erwartungen geklärt werden.

❗️ Überforderung: So manches Mal sehen sich Auszubildende mit zu vielen Aufgaben oder zu komplexen Anforderungen konfrontiert. Wird die Belastung zu hoch, steigt der Frust und der Abbruch ist die Folge.

Ein Azubi ist keine volle Arbeitskraft. Auch wenn manche Auszubildende von Beginn an lernbereit sind und Initiative zeigt: Es sind und bleiben Auszubildende.

Liegt eine Überforderung durch zu schwierige Ausbildungsinhalten vor, entzerren Sie die Ausbildungseinheiten. Wiederholen Sie Inhalte, deren Vermittlung Ihrem Azubi zu schnell war. Teilen Sie Ausbildungseinheiten in kleinere Abschnitte auf und planen Sie planen Sie mehr Übungs- und Wiederholungsphasen für den Azubi ein.

Lernunterstützung mit Programmen wie z.B. die „ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH)“, ein Angebot der Agentur für Arbeit, unterstützen Arbeitgeber dabei.

Die Gretchenfrage die es gilt herauszufinden: Ist der Auszubildende nicht fähig oder nicht willig?

❗️ Fehlende Identifikation mit dem Beruf: Ist der gewählte Ausbildungsberuf nicht der Traumjob? Womit kann beim Auszubildenden dennoch das Interesse und Sinn an der Tätigkeit geweckt werden? Reichten die Noten nicht für den Traumberuf? Haben die Eltern zu dieser Entscheidung gedrängt? Was kann mit dem gewählten Beruf dennoch erreicht und verwirklicht werden? Welche Entwicklungen sind möglich? Vielleicht ist all das dem Auszubildenden gar nicht bewusst?

❗️ Unangenehmes Arbeitsumfeld: Ein Meister, der rumschreit, Kollegen, die nach Fehlern suchen. Wieviel Unterstützung erhalten die Neuen im Betrieb? Können Sie sich trauen, Fragen zu stellen? Und ist es möglich auch mal einen Fehler zu machen?

Laut Stellenanzeigen herrscht in den Unternehmen ein „angenehmes Betriebsklima“. Wieso gibt dann jeder vierte deutsche Arbeitnehmer an, so stark unter dem schlechten Betriebsklima zu leiden, dass er dadurch seelisch oder körperlich erkrankt?

❗️ Ankommen im Betrieb: Die zumeist jungen Menschen treten mit der Ausbildung in einen neuen Lebensabschnitt ein. Sie werden mit vielen neuen Situationen und Personen konfrontiert. Wie wurde das Ankommen im Betrieb gestaltet? Mit wem können sie sich austauschen? Wem ihre Gedanken anvertrauen?

Auch in der Arbeitswelt gibt es den ersten Eindruck. Der Auszubildende sammelt bewusst und unbewusst Eindrücke und Informationen: Wie wird er im Betrieb eingeführt? Sind notwendige Informationen und Arbeitsmittel für ihn bereit gestellt? Wie gestalten sich Pausen? Wie geht das mit dem Mittagessen? Was sind Dos und Don´ts im Unternehmen? Für einen langjährigen Mitarbeiter im Betrieb ist das alles klar, für einen Schulabgänger ist vieles Neuland. Ein gute und strukturierte Einführung gibt dem Auszubildenden Sicherheit.

 

Der Invest in Ausbildung bringt ist ein aktiver Beitrag um den Fachkräftemangel aktiv zu bekämpfen Unternehmen sichern langfristig die eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Auszubildende, die in eine Anstellung übernommen werden, haben oft ein hohe Loyalität gegenüber dem Unternehmen, das in ihre berufliche Entwicklung investiert hat. Diese Loyalität führt zur emotionalen Bindung ans Unternehmen. Mitarbeitende, die sich emotional gebunden fühlen, wechseln seltener. Das reduziert die Fluktuation, reduziert Kosten und hält Prozesse stabil. Diese Mitarbeitenden kennen sich sehr gut im Unternehmen aus. Während der Ausbildung erhielten sie Einblick in verschiedene Bereiche des Unternehmens. Sie kennen die Abläufe, die Organisation, die Kunden. Das ist ein immenser Wissensvorsprung gegenüber neuen Mitarbeitenden.

 

Was können Sie also tun, um Ihre Auszubildenden in dieser herausfordernden Situation zu unterstützen?

💬 Gehen Sie aktiv ins Gespräch, fragen Sie nach und hören Sie zu. So erfahren Sie rechtzeitig, wie der Auszubildenden mit dem neuen Alltag zurechtkommt.

❌Warten Sie nicht, bis ein Auszubildender zu Ihnen kommt um den Vertrag aufzulösen. Ist diese Entscheidung erstmal getroffen, wird sie selten wieder rückgängig gemacht.