Vor kurzem hatte ich ein aufschlussreiches Gespräch mit einer Unternehmerin, das mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Sie erzählte, dass ihre Mitarbeitenden genau beobachten, mit wem sie spricht und wie lange. Diese Beobachtung hat mich innehalten lassen, weil sie auf subtile Weise zeigt, wie tief Unternehmenskultur in das Verhalten der Mitarbeitenden eingreift. Mir wurde klar: Wenn eine solche Dynamik entsteht, ist es höchste Zeit, die Unternehmenskultur kritisch unter die Lupe zu nehmen.

 

Die stille Gefahr: Misstrauen und Unsicherheit

 

Wenn Mitarbeitende anfangen, jede Interaktion der Geschäftsführung auf die Goldwaage zu legen, ist das ein Warnsignal. Es deutet auf eine Atmosphäre des Misstrauens und der Unsicherheit hin. In einem solchen Klima wird jedes Wort und jede Geste überinterpretiert. Es geht nicht mehr darum, gemeinsam Ziele zu erreichen, sondern darum, Positionen zu verteidigen und Machtspiele zu gewinnen. Die Zusammenarbeit – das Herzstück eines jeden Unternehmens – wird nach und nach zerstört.

 

Woran erkennen Unternehmer, dass das Klima in ihrem Unternehmen gestört ist?

 

Eine gestörte Unternehmenskultur zeigt sich in einer Reihe von Anzeichen. Hier einige der wichtigsten:

 

⬆️ Erhöhte Fluktuation: Talente, die sich nicht wertgeschätzt fühlen, suchen sich früher oder später einen neuen Arbeitgeber. Eine hohe Fluktuation ist nicht nur kostspielig, sondern auch ein klares Signal, dass das Arbeitsklima nicht stimmt.

 

⬆️ Vermehrte Krankmeldungen: Stress und psychische Belastungen durch ein toxisches Arbeitsumfeld schlagen sich oft in einem Anstieg der Krankmeldungen nieder.

 

⬇️ Sinkendes Engagement: Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Anstrengungen nicht gesehen oder wertgeschätzt werden, sinkt ihre Motivation. Sie tun nur noch das Nötigste und verabschieden sich innerlich vom Unternehmen.

 

➡️ Gestörte Kommunikation: Wenn das Vertrauen fehlt, werden wichtige Themen nicht mehr angesprochen und echte Probleme unter den Teppich gekehrt anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

 

⬆️ Zunahme von Konflikten: Die Energie, die in Wachstum und Lösungen fließen sollte, wird in unnötige interne Konflikte und Machtspielchen investiert.

 

⬆️ Vertuschte Fehler: In einem Klima der Angst werden Fehler nicht offen angesprochen, sondern vertuscht. Das gefährdet die Qualität der Arbeit  und verhindert Lernprozesse.

 

⬇️ Sinkende Produktivität: Fehlende Motivation und Angst vor Fehlern führen dazu, dass die Produktivität leidet. Aufgaben werden langsamer erledigt, Innovationen bleiben aus.

 

⬇️ Reduzierter Umsatz: Die wirtschaftlichen Folgen einer schlechten Unternehmenskultur zeigen sich letztendlich in den Geschäftszahlen. Fehlende Innovationskraft und sinkende Produktivität wirken sich negativ auf den Umsatz aus.

 

Die subtilen Zeichen einer gestörten Unternehmenskultur

Neben den offensichtlichen Indikatoren gibt es auch subtilere Zeichen, die auf eine gestörte Kultur hinweisen. Hierzu gehören:

 

➡️ Verzögerte Entscheidungsfindung: Entscheidungen werden langsamer getroffen, weil Mitarbeitende Angst haben, einen Fehler zu machen. Jeder Schritt wird doppelt und dreifach überdacht, was zu einer lähmenden Bürokratie führt.

 

➡️ Vermeidung von Verantwortung: In einer toxischen Kultur übernehmen Mitarbeitende nur ungern Verantwortung, weil sie fürchten, im Falle eines Scheiterns allein dafür gerade stehen zu müssen.

 

➡️ Fehlende offene Kommunikation: Gespräche werden oberflächlich, da Mitarbeitende befürchten, dass ihre Worte gegen sie verwendet werden könnten. Missverständnisse und Gerüchte machen die Runde, und echte Zusammenarbeit wird immer schwieriger.

 

Warum ist Unternehmenskultur Chefsache?

 

Eine positive Unternehmenskultur entsteht nicht zufällig. Sie wird maßgeblich von der Führungsebene geprägt. Als Unternehmer sind Sie nicht nur für die strategische Ausrichtung und die wirtschaftlichen Ziele verantwortlich, sondern auch für das soziale Klima in Ihrem Unternehmen. Ihre Entscheidungen und Ihr Verhalten setzen den Rahmen, in dem Ihre Mitarbeitenden agieren.

 

Einige zentrale Fragen, die sich Unternehmer stellen sollten, sind:

 

❓ Wie werden Entscheidungen getroffen? Werden Mitarbeitende in den Prozess mit einbezogen? Können Sie einen Beitrag zur Entscheidung leisten? Oder wird autoritär „von oben“ entschieden?

❓ Wie wird mit Fehlern umgegangen? Werden Fehler als Teil des Lernprozesses betrachtet und „lessions learned“ abgeleitet oder geht es nur darum, einen Schuldigen zu finden?

❓ Wie werden Konflikte gelöst? Gibt es Raum für offene Konfliktbewältigung und positiver Veränderung oder werden Probleme unter den Teppich gekehrt?

❓ Wie geht die Unternehmensleitung mit Herausforderungen und Krisen um? Strahlt die Führung Mut und Zuversicht aus, oder herrschen Panik und Unsicherheit?

 

Die Rolle des Unternehmers als Vorbild

 

Als Unternehmer sind Sie immer auch ein Vorbild. Ihre Haltung, Ihre Werte und Ihr Umgang mit Herausforderungen prägen das Verhalten Ihrer Mitarbeitenden. Eine schlechte Unternehmenskultur wirkt wie ein schleichendes Gift. Zunächst bleiben die negativen Auswirkungen vielleicht unbemerkt, doch über die Zeit zerstören sie die Grundpfeiler Ihres Unternehmens: Vertrauen, Loyalität und Zusammenarbeit.

 

Es braucht Zeit und Mühe, eine gesunde Unternehmenskultur zu etablieren – doch es lohnt sich. Eine positive Kultur führt zu zufriedeneren Mitarbeitenden, einer höheren Produktivität und letztlich zu besseren Geschäftsergebnissen. Der erste Schritt besteht darin, sich als Unternehmer die Frage zu stellen: Wie steht es um die Kultur in meinem Unternehmen?

 

Schritte zur Verbesserung der Unternehmenskultur

 

Wenn Sie Anzeichen erkennen, dass die Unternehmenskultur in Ihrem Unternehmen leidet, ist es wichtig, sofort Maßnahmen zu ergreifen:

 

✅  Offene Kommunikation fördern: Schaffen Sie Räume, in denen Mitarbeitende offen über ihre Sorgen und Ideen sprechen können. Dies kann in Form von regelmäßigen Meetings, informellen, zwanglosen Gesprächen, durch Feedbackgesprächen und auch durch anonyme Umfragen geschehen ▶️  ganz wichtig bei Befragungen: die Mitarbeitenden müssen die Ergebnisse aus der Befragung erfahren und es werden Maßnahmen aus den gewonnenen Erkenntnissen abgeleitet.

 

✅ Fehlerkultur entwickeln: Fördern Sie eine Kultur, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden. Dies senkt die Angst, Risiken einzugehen und fördert den kollegialen Austausch und Innovation.

 

✅ Vorbild sein: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Ihre Mitarbeitenden werden Ihre Haltung und Ihr Verhalten nachahmen.

 

✅ Verantwortung übertragen: Geben Sie Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und selbstständige Entscheidungen zu treffen. Dies stärkt das Vertrauen und das Engagement.

 

✅ Teambuilding-Maßnahmen ergreifen: Investieren Sie in Maßnahmen, die den Zusammenhalt und das Vertrauen im Team fördern. Dies können gemeinsame Erlebnisse außerhalb des Arbeitsplatzes sein, die das Miteinander stärken. Auch ein Rückzug, um sich intensiv auszutauschen dient der Stärkung des Vertrauens.

 

Fazit: Eine fruchtbare Unternehmenskultur ist kein Zufallsprodukt

 

Eine gesunde Unternehmenskultur ist das Ergebnis bewusster Führung. Sie ist das Fundament, auf dem der langfristige Erfolg Ihres Unternehmens ruht. Nehmen Sie sich die Zeit, regelmäßig die Kultur in Ihrem Unternehmen zu reflektieren und aktiv zu gestalten. Die Belohnung ist eine positive Arbeitsatmosphäre, engagierte Mitarbeitende und ein erfolgreiches Unternehmen.

 

Wann haben Sie zuletzt über die Kultur in Ihrem Unternehmen nachgedacht?