In meiner Arbeit als Kommunikationsberaterin und Mediatorin begegne ich täglich den unterschiedlichsten Menschen und Situationen. Auf den ersten Blick mag dies wie eine faszinierende und abwechslungsreiche Aufgabe erscheinen, doch es bringt auch große Herausforderungen mit sich. Eine der größten ist die Notwendigkeit, sich nicht vorschnell ein Urteil über Menschen oder Situationen zu bilden. Dies klingt einfacher, als es tatsächlich ist.
Die Kunst des Nicht-Verurteilens
Unser menschliches Gehirn ist darauf programmiert, schnell Urteile zu fällen. Diese Fähigkeit war evolutionär gesehen überlebenswichtig. In der modernen Arbeitswelt jedoch, insbesondere in meinem Beruf, kann diese schnelle Urteilsfindung hinderlich sein. Als Kommunikationsberaterin, Coach und Mediatorin muss ich bewusst diesen automatischen Impuls unterdrücken. Dies bedeutet, dass ich mich ständig selbst daran erinnern muss, offen zu bleiben und nicht voreingenommen zu reagieren.
Raum für Möglichkeiten öffnen
Einer der Kernaspekte meiner Arbeit ist das Hinterfragen. Es geht darum, nicht nur die offensichtlichen Aspekte einer Situation zu sehen, sondern tiefer zu gehen und die verschiedenen Facetten zu beleuchten. Dies erfordert Geduld und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Durch das Hinterfragen öffne ich den Raum für weitere Möglichkeiten. Es entstehen neue Perspektiven, die oftmals der Schlüssel zur Lösung eines Konflikts oder zur Verbesserung der Kommunikation sind.
Perspektivenwechsel als Werkzeug
Ein weiteres mächtiges Werkzeug in meinem Beruf ist der Perspektivenwechsel. Dieser erlaubt es mir und meinen Klienten, eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Oftmals erweist sich die Sichtweise einer anderen Person als Augenöffner und ermöglicht ein besseres Verständnis der Gesamtproblematik. Der Perspektivenwechsel ist nicht nur ein intellektueller Prozess, sondern auch ein emotionaler. Es bedarf Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich auf die Erfahrungen und Gefühle anderer einzulassen.
Hypothesen erschaffen
In meiner Arbeit erschaffe ich Hypothesen, um komplexe Situationen zu durchdringen oder neue Gedanken anzuregen. Diese Hypothesen dienen als Grundlage für weitere Untersuchungen und Diskussionen. Sie helfen dabei, mögliche Ursachen und Lösungen zu identifizieren, ohne voreilig Schlussfolgerungen zu ziehen. Durch das kontinuierliche Anpassen und Verfeinern dieser Hypothesen kommen wir schrittweise der Wahrheit näher und finden nachhaltige Lösungen.
Die Gratwanderung zwischen Neutralität und Mitgefühl
Eine der größten Herausforderungen in meinem Beruf ist die Balance zwischen Neutralität und Mitgefühl. Es ist unerlässlich, dass ich neutral und allparteilich bleibe, um objektive und faire Lösungen zu finden. Gleichzeitig darf das Mitgefühl für die beteiligten Personen nicht zu kurz kommen. Diese Gratwanderung erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu kalibrieren. Das ist ein ständiger Prozess, der mir manches Mal leichtfällt und manches Mal herausfordert. Zu meiner eigenen Qualitätssicherung nehme ich selbst auch immer wieder Supervisionen, um sicher zu gehen, dass ich meine Kunden bestmöglich unterstütze.
Fazit
Die Frage „Auf wessen Seite stehst Du eigentlich?“ begleitet mich in meinem Beruf täglich. Die Fähigkeit, sich nicht vorschnell ein Urteil zu bilden, ist ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit als Kommunikationsberaterin, Coach und Mediatorin. Es erfordert die Bereitschaft, sich ständig zu reflektieren und dazuzulernen. Doch gerade diese Herausforderungen machen meinen Beruf so erfüllend und spannend. Durch das Hinterfragen, den Perspektivenwechsel und das Erschaffen von Hypothesen helfe ich Menschen und Unternehmen, ihre Kommunikationsprobleme zu lösen und nachhaltig zu wachsen.